Im Jahre 1878 errichteten Patritz und Maria Grabner eine Kapelle, die in der ursprünglichen Größe noch heute erhalten ist. Das Ehepaar bewirtschaftete den größten Bauernhof der Gemeinde Kopfing, hatte das größte Gesinde und das meiste Vieh, war wirtschaftlich erfolgreich und wohlhaben. Die Ehe war aber kinderlos geblieben.
Über den Grund für den Bau einer Kapelle sind mehrerer Erzählungen überliefert. Das häufigste ist der unerfüllte Kinderwunsch, unter dem das Ehepaar litt. Vielleicht war der Bau einer Kapelle also nicht nur ein Dank für den wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch eine Bitte.
1913 erbten der Bruder und die Schwägerin von Maria Grabner die Wirtschaft. Mit ihren 11 Kindern zogen Michael und Maria Taucher nach Marbach. Im ersten Weltkrieg wurde die Glocke aus dem Kapellenturm zur Weiterverwendung als Rohmaterial in der damaligen Kriegsindustrie eingezogen.
In den letzten Wochen des 2. Weltkrieges wurden lebenswichtige Utensilien am Dachboden der Kapelle deponiert, um sie über das Kriegsende und die Zeit der russischen Besatzung hinaus zu erhalten. Neben Christenlehren und der österlichen Fleischweihe, dem Maibeten und dem Rosenkranzgebet im Oktober diente die Kapelle in dieser schwierigen Zeit öfter auch als Ort des gemeinsamen Gebetes.
In den Jahren 1986 und 1987 wurde die Taucherkapelle von der Besitzerfamilie Johann und Elfriede Taucher mit Unterstützung der Gemeinde Kaindorf und des Bauernbundes Kopfing generalsaniert. Johann Taucher spendete eine neue Glocke, die Bausubstanz wurde ausgebessert und die Kapelle innen und außen neu bemalt. Auch der Altar, eine Muttergottesstatue und zwei kleine Engelsfiguren wurden restauriert. Die fehlenden Glasscheiben wurden ergänzt und die Kapellenbänke erneuert. Um die Kapelle herum wurde der Grünraum gestaltet. Zwei große, alte Kastanienbäume auf der Südseite der Kapelle sind ein markantes Merkmal.
Der Blick vom Altarraum durch die große Kapellentür nach Süden ergibt einen der schönsten Ausblicke auf die hügelige Landschaft. Seit 2005 gibt es hier jeden dritten Freitag im Monat abends eine Außenmesse. (Text: Fritz Prem, Broschüre Marterlweg)
