Einen wie IHN würde die Welt heute auch brauchen

Rom – In einer Zeit, in der die Welt am Rand des nuklearen Abgrunds stand, trat ein Mann in Weiß auf die Bühne der Geschichte und sprach mit leiser Stimme – doch seine Worte hallten laut um den Globus. Papst Johannes XXIII., der „gute Papst“, wie ihn die Gläubigen nannten, war nicht nur Kirchenoberhaupt, sondern ein Prophet des Friedens in einer der gefährlichsten Epochen des 20. Jahrhunderts.
Als im Oktober 1962 die Kubakrise eskalierte und die Welt den Atem anhielt, wandte sich Johannes XXIII. an die Machthaber in Washington und Moskau. Mit seinem berühmten Rundschreiben Pacem in Terris („Friede auf Erden“) und mit persönlichen Appellen mahnte er zu Dialog, Vernunft und gegenseitigem Respekt. „In diesem Augenblick sind wir alle Brüder“, ließ er erklären – eine Botschaft, die inmitten von Drohungen und Aufrüstungswettläufen fast revolutionär wirkte.
Johannes XXIII. verstand den Frieden nicht als bloße Abwesenheit von Krieg. Für ihn war Frieden ein Werk der Gerechtigkeit, der sozialen Verantwortung und der Anerkennung der Menschenwürde. Sein Ansatz war radikal inklusiv: Er richtete seine Enzyklika nicht nur an Katholiken, sondern an „alle Menschen guten Willens“. Damit öffnete er die Türen des Vatikans für einen globalen Dialog, der Religion, Ideologie und Nationen überwand.
Auch innenpolitisch stellte er die Weichen neu: Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil leitete er eine Erneuerung der Kirche ein, die das Gespräch mit der modernen Welt suchte. Sein Pontifikat war kurz – nur knapp fünf Jahre –, doch seine Vision wirkt bis heute nach.
In einer Welt, die erneut von geopolitischen Spannungen, Wettrüsten und tiefen Spaltungen geprägt ist, klingt sein Ruf aktueller denn je. Ein Papst, der versöhnte statt zu polarisieren, der auf Kooperation setzte statt auf Konfrontation – „ihn würde die Welt heute auch brauchen“.
Möglicherweise ist gerade das die bleibende Botschaft von Johannes XXIII.: dass echter Friede nicht in den Palästen der Mächtigen beginnt, sondern in den Herzen der Menschen, die bereit sind, einander zuzuhören.